Chemie & Life Sciences

Mehr als ein Maschinenpark

Finanzierung gesichert: BioCampus MultiPilot nimmt Fahrt auf

23.02.2022 - Es häufen sich die Pressemitteilungen über Investitionsentscheidungen und strategische Partnerschaften für neue biogene Produkte und Verfahren. Ein Zeichen dafür, dass der Markt die Bioökonomie und ihr Transformationspotenzial zunehmend anerkennt.

Es häufen sich die Pressemitteilungen über Investitionsentscheidungen und strategische Partnerschaften für neue biogene Produkte und Verfahren. Ein Zeichen dafür, dass der Markt die Bioökonomie und ihr Transformationspotenzial zunehmend anerkennt. Der Freistaat Bayern investiert nun im niederbayerischen Straubing 40 Mio. EUR, um diese Entwicklung weiter voranzutreiben und Bayern als Standort für die nachhaltiges Wirtschaften zu positionieren.

Diese 40 Mio. EUR fließen dort in den Hafen. Im Dezember überreichte der Bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger den entsprechenden Förderbescheid an den Zweckverband Hafen Straubing-Sand, der Investition und Bau der Anlage verantwortet. Unter dem Branding „BioCampus MultiPilot“, kurz BMP, entsteht dort eine Anlage, in der Kunden in drei multifunktionalen Modulen diskriminierungsfrei ihre F&E-Prozesse der industriellen Biotechnologie in industrierelevantem Maßstab erproben und skalieren können. Bayern erhoffe sich von der Anlage einen infrastrukturellen Knotenpunkt, um die Elemente der bioökonomischen Wertschöpfungskette synergetisch zu verknüpfen, wie Wirtschaftsminister Aiwanger betonte. Mit Eingang des Förderbescheids ist die Finanzierung des Projekts nun final gesichert.

Engineering- und Bauplanung gestartet

Mit dem Start der Engineering- und Bauplanung werden im ersten Quartal 2022 die nächsten Meilensteine dieses äußerst komplexen Infrastrukturprojekts erreicht. Ende 2024 sollen in der BMP die ersten Kundenprojekte durchgeführt werden. Angesichts der vollen Auftragsbücher und der gleichzeitig angespannten Lage in der Baubranche und in den Lieferketten im Anlagenbau ist dies ein ambitioniertes Ziel. 

Ein Ziel mit gutem Grund: Die biobasierten Industrie und damit die Nachfrage nach Skalierungsinfrastruktur nehmen Fahrt auf. Damit steigt auch das Angebot, wie der weitere Aus- und Zubau ähnlich gelagerter Multipurpose-Anlagen in Europa zeigt. Auch CMOs als klassische Anbieter auf diesem Feld schärfen weiter ihr Portfolio für Kunden aus dem Green Chemistry- und Industrial-Biotech-Bereich. Um sich in diesem dynamischen Umfeld mit der BioCampus MultiPilot zu positionieren und die Rolle Deutschlands und Bayerns zu stärken, gilt es daher für das Projekt in Straubing, den straffen Zeitplan zu halten. 

Darüber hinaus bedarf es einer Strategie, ein am Marktbedarf orientiertes Angebot zu entwickeln. Um direkt ab Inbetriebnahme für Kunden attraktiv zu sein, haben erste Business Development Maßnahmen für die BMP bereits begonnen. Charakteristika der Anlage sind die Auslegung auf maximale Flexibilität, Modularität und Erweiterbarkeit, ein Fermentationsvolumen von bis zu 25 m³, ein breit ausgelegtes Downstream-Processing sowie Industriestandards, Zertifizierungen und höchste IP-Sicherheit für die Kunden. Zunächst liegt der Fokus auf Kohlenstoffquellen aus lignozellulosehaltigen Feedstocks. Produktklassen, die aktuell und perspektivisch großes Interesse am Markt erfahren und in der Anlage abbildbar sein werden, umfassen bspw. High-Value-Consumer-Produkte wie Kosmetikzusatzstoffe oder Waschmittel, Biokraftstoff-Precursor, Food- und Feed-Komponenten wie Vitamine, Aminosäuren, Aromastoffe und Enzyme sowie Commodities wie Lipide und Polymerbausteine. 

Breites Dienstleistungsportfolio bieten

Klar ist: trotz der im direkten Kontakt validierten Kundennachfrage und der aktuellen Dynamik am Markt muss die BioCampus MultiPilot mehr sein als ein reiner Maschinenpark. Vorgesehen ist daher ein zusätzliches Dienstleistungsspek­trum, das bspw. auch Beratung im Bereich des Prozessdesigns für die Skalierung und Auslegungsunterstützung für mögliche kundenseitige Infrastrukturinvestitionen nach erfolgreicher Nutzung der Anlage in Straubing umfasst.

Darüber hinaus ist ein funktionierendes, grenzüberschreitendes Netzwerk, auf das Kunden zurückgreifen können, Teil des Angebots. Als eine der Modellregionen für Bioökonomie in Deutschland ist Straubing dafür gut aufgestellt. Die neue Anlage soll zudem auch die Funktion eines Ansiedlungsmag­neten für den Standort Straubing erfüllen. Dazu investiert die Region aktuell noch weiter in Infrastruktur wie modulare Laborbauten und den Ausbau des bereits bestehenden Technologie- und Gründerzentrums, Ansiedlungsflächen für weitere Pilot- und Demonstrations-, aber auch kleinere Produktionsanlagen sind ausgewiesen. Im weiteren Umfeld entwickeln sich auf dem Campus für Biotechnologie und Nachhaltigkeit der Technischen Universität München Wissenschaft und Lehre weiter, sodass ein attraktives Ökosystem entsteht, in dem die BioCampus MultiPilot die technische Herzkammer für den Transfer vom Labor hin zur Marktfähigkeit darstellen wird.


Ann-Kathrin Wagner, Director Biobased Economy, BioCampus Straubing GmbH

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Zur Person

Ann-Kathrin Wagner ist seit 2017 Leiterin Biobasierte Wirtschaft bei BioCampus Straubing. Sie verantwortet dort die Netzwerkarbeit sowie die Standortentwicklung und -vermarktung des Hafens Straubing hin zu einem Hub für die biobasierte Wirtschaft und Bioökonomie Start-ups. Zuvor war sie an gleicher Stelle Clustermanagerin. Wagner studierte Sustainable Development in Utrecht und International Cultural and Business Sciences in Passau.
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