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Rückschläge für AstraZeneca, Sanofi und Novartis bei neuen Medikamenten

23.12.2011 -

Im Ringen um neue Umsatzträger haben gleich drei große europäische Pharmakonzerne herbe Rückschläge erlitten. Novartis, AstraZeneca sowie Sanofi-Aventis meldeten schwere Schlappen bei der Entwicklung neuer Medikamente, die nach dem Auslaufen vieler Patente von erlösstarken Präparaten die Zukunft sichern sollten. Der Blutdrucksenker Tekturna des Schweizer Pharmakonzerns Novartis erwies sich in einer Phase-III-Studie bei Hochrisiko-Patienten als unwirksam. Der britisch-schwedische Konkurrent AstraZeneca musste gleich zwei Rückschläge bei neuen Behandlungen von Krebs und Depressionen einstecken. Der französische Sanofi-Konzern scheiterte mit seinem Multiple-Sklerose-Mittel Aubagio in einer direkten Vergleichsstudie.

AstraZeneca mit zwei Schlappen bei Behandlungen von Krebs und Depressionen
Am härtesten traf es nach Einschätzung von Experten AstraZeneca. Der Konzern ist bekannt für sein schwaches Aufgebot an neuen Medikamenten. Dabei muss das Unternehmen dringend die Patentverluste bei Kassenschlagern wie Seroquel gegen Schizophrenie und Nexium zur Behandlung von Sodbrennen und Geschwüren ausgleichen. Die schlechten Aussichten schickten die Aktie auf Talfahrt. Am Dienstag ging es um 2,3 % nach unten. Wie AstraZeneca mitteilte, wird das Mittel Olaparib gegen Eierstock-Krebs wegen enttäuschender Ergebnisse nicht mehr in einer Phase-III-Studie getestet. Das Antidepressiva TC-5214 wird es demnach nicht in die zweite Stufe der Phase-III-Studie schaffen. Für die Entwicklung dieser beiden Mittel werden insgesamt knapp 400 Mio. US-$ abgeschrieben. Deswegen liege das Kernergebnis je Aktie vor Sonderposten 2011 im unteren Mittel der prognostizierten Spanne von 7,20 bis 7,40 US-$ liegen, kündigte AstraZeneca an.

MS-Präparat von Sanofi scheitert in direkter Vergleichsstudie
Auch Sanofi machen Nachahmerprodukte zu schaffen, die den Umsatz früherer Leistungsträger wie des Krebsmittels Taxotere drücken. Nun ist der Konzern bei der MS-Behandlung ins Hintertreffen gegenüber Merck geraten. Die Pille Aubagio konnte in einer Studie im Vergleich zum Merck-Mittel Rebif nicht überzeugen. Obwohl die Patienten Aubagio besser vertragen hätten, sei es nicht gelungen, zu zeigen, dass die Sanofi-Behandlung besser sei, hieß es. In Europa wollen sich Franzosen im 1. Qu. um eine Genehmigung für Aubagio bemühen. Sanofi hat noch ein weiteres MS-Medikament in der Hinterhand. Das vielversprechende Lemtrada gehört seit dem Milliardenkauf des US-Biotechnologiekonzerns Genzyme zum Repertoire. Wohl auch deswegen gab das Sanofi-Papier in Paris lediglich um 0,1 % nach.

Novartis bricht Tekurna - Studie ab
Novartis kam zusammen mit einem unabhängigen Experten-Gremium zu dem Schluss, die Phase-III-Studie mit Tekturna abzubrechen. In der Studie war das Mittel in Kombination mit herkömmlichen Blutdruckmedikamenten an Diabetes-Patienten verabreicht worden, die eine Nierenschädigung aufweisen. Ein Zusatznutzen von Tekturna war nicht auszumachen. Zudem löste das Medikament unerwünschte Nebenwirkungen wie milde Schlaganfälle oder weitere Nierenschäden aus. Der Konzern warnte, der Umsatz mit dem Medikament dürfte leiden. In den ersten neun Monaten setzte Novartis mit dem seit 2007 zugelassenen Tekturna 449 Mio. US-$ um. Kepler-Analyst Martin Vögtli hatte für Tekturna bisher einen Spitzenumsatz von jährlich 1,7 Mrd. US-$r geschätzt und dies teils mit dem großen Potenzial in der Kombinationen mit anderen Wirkstoffen begründet. Mit dem Studienergebnis sei diese Möglichkeit nun praktisch verbaut. Damit könnte das Ende des Medikaments eingeläutet werden. "Wir erwarten, dass das Medikament vom Markt genommen wird", erklärte Vögtli. An der Börse verlor die Novartis-Aktie 0,8 % .