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Ukraine-Krieg: Chemieindustrie schlägt Alarm

BASF und IG BCE warnen, VCI schlägt Fünf-Punkte-Sofortprogramm vor

29.03.2022 - Der Verband der Chemischen Industrie (VCI) hat in einem Politikbrief die Unterstützung der chemisch-pharmazeutische Industrie für die klare Haltung und die Sanktionen der Bundesregierung und der EU zugesagt. Gleichzeitig mahnt er aber schnelles und entschlossenes Handeln an: „Die Zeitenwende, die wir vor vier Wochen erlebt haben, macht schnelles und entschlossenes Handeln notwendig. Nur so sind die schwerwiegendsten Auswirkungen der Wirtschaftskrise abzufedern.“ Der VCI schlägt hierzu ein Fünf-Punkte-Sofortprogramm vor.

VCI-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Große Entrup schreibt in dem Brief: „Wir unterstützen die Position, dass wir alles tun müssen, was hilft, diesen Krieg und das damit verbundene Leid zu beenden. Gleichwohl werden die wirtschaftlichen Auswirkungen des Kriegs immer deutlicher, auch in Deutschland: Unser Land steht vor der größten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg.“

Was die Folgen eines kurzfristigen Endes des Gasbezugs aus Russland angeht, gehe es nicht um eine Frage von Einschätzungen, so Große Entrup weiter. Hierzu gebe es eine klare Faktenlage: „Es droht ein katastrophaler Zusammenbruch unserer Produktionsnetzwerke. Alle Bewertungen, wonach nur ein moderater Einfluss auf die deutsche Wirtschaft und die Gesamtgesellschaft zu erwarten sei, unterschätzen massiv die Sekundär- und Tertiäreffekte. Die chemisch-pharmazeutische Industrie ist die Basis fast aller Wert schöpfungsketten. Es geht also nicht um einige Wochen „Frieren für den Frieden“, sondern um eine massive Beschädigung der größten Stärke Deutschlands auch und gerade in internationalen Konflikten: unserer wirtschaftlichen Kraft.“

Auch Deutschlands größter Chemiekonzern, BASF, hat vor drastischen Folgen eines möglichen Gasembargos aus Russland gewarnt. So würde das Werk in Ludwigshafen - der größte Chemiestandort der Welt - den Betrieb einstellen müssen, sollten die Gaslieferungen um die Hälfte reduziert werden. Dann sei mit erheblichen Auswirkungen auf die Grundversorgung der Bevölkerung nicht nur in Deutschland und damit auf das Gemeinwesen zu rechnen, ließ der Konzern verlauten. BASF-Vorstandschef Martin Brudermüller sagte, es gebe keine Möglichkeit, russisches Gas kurzfristig zu ersetzen.

Michael Vassiliadis, Vorsitzender der Chemiegewerkschaft IG BCE, sagte gegenüber dem Deutschlandfunk, dass ein Verbundstandort wie Ludwigshafen - wo fast 40 000 Menschen arbeiten - bei einer Gasversorgung unter 50 % heruntergefahren werden müsse. "Alle würden in Kurzarbeit gehen oder ihren Job verlieren“, so der IG BCE-Chef, der auch Aufsichtsratsmitglied
von BASF ist. Wenn es keine Kompensation für russisches Gas gebe, wären die Auswirkungen auf die chemische Industrie nach Vassiliadis' Worten dramatisch: Der Ausfall würde "über einen relativ kurzen Zeitraum Hunderttausende Arbeitsplätze kosten".

VCI-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Große Entrup, erklärt, es gelte „für unsere Branche – bei aller ehrlichen emotionalen Betroffenheit – die rationale Abwägung, dass der positive Effekt eines Gasembargos nicht sicher ist, während der massive Schaden für die deutsche Industrie und damit für das Industrieland Deutschland sicher eintreten wird: Ein solches Embargo schadet leider uns mehr als Putin.“

Zum Politikbrief des VCI und dem Vorschlag eines Fünf-Punkte-Sofortprogramms geht es hier.

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