Forschung & Innovation

Rosinenpicker chancenlos

Zulassungs-Know-how als Erfolgsfaktor im Chemikaliengeschäft

14.12.2010 -

Wie gut sind unsere international tätigen Unternehmen auf ihr Auslandsgeschäft mit Produkten und Erzeugnissen vorbereitet? Durchdringen diese den Dschungel der Schlüsselfaktoren und Risiken im Zulassungswald? Wer global vorne im Geschäft und seine Produkte im Markt haben will, muss rechtzeitig die richtigen Weichen stellen. Nur fundiertes und präsentes Know-how sichert hier den Erfolg.

„Herr K., wir sind immer noch nicht in Asien im Markt. Jeden Tag machen wir dadurch Verluste. Woran liegt es, dass wir keine Zulassungen für unsere Produkte haben? Warum dauert dies so lange? Wie können wir endlich die Schritte organisieren? Wir sind die Besten in unserer Sparte und wollen es bleiben. Daher helfen uns nur Lösungen, keine Rechtfertigungen."
Aussagen und Fragen, die in Unternehmen keine Seltenheit sind. Seit Ende 2006 bestimmt in der Europäischen Union zunehmend die Verordnung REACh den Einsatz und die Zulassung von Chemikalien, Zubereitungen und Erzeugnissen. Auch global hat sich dieser Maßstab als Eintrittskarte nach EU-Europa trotz anfänglicher Ablehnung etabliert. Denn in Europa ist REACh Hürde und Marktbeherrschung im Produkt- und Chemikaliengeschäft zugleich.

Gewachsener Sicherheitsbedarf
Produzierende und verarbeitende Unternehmen in Deutschland sind aufgrund ihrer zentralen Lage in Europa, ihrer vielseitigen Qualitätsprodukte und ihrer Sensibilisierung export- und zulassungsorientiert. Daher sind hier erfolgreiche Zulassungen schon immer ein entscheidender Wirtschaftsfaktor, um im internationalen Markt und der Konkurrenz voraus zu sein. Daher wurde in Europa REACh angenommen und national auch zügig umgesetzt.
Seit REACh sind auch die chemikalienrechtlichen Entwicklungen und Erkenntnisse in der restlichen Welt in rasanter Bewegung. Denn mit REACh hat der Gesetzeshüter EU einen führenden Meilenstein geschaffen. Seither sind Umweltbewusstsein, Sicherheits- und Informationsbedürfnisse global noch weiter gewachsen. Die Folge sind weltweite und nationale Programme zur Stoffsicherheit. Es gilt, die neue Situation in Europa für die im Land ansässigen Unternehmen anzupassen und den gewachsenen Sicherheitsbedarf neu zu definieren.

Hohes Risiko
So entstehen zunehmende chemikalienrechtliche Verschärfungen und damit neue rechtliche Komplexitäten im gesamten Zulassungs- und Chemikaliengeschäft. Sogar eine Wettbewerbshaltung zuständiger Behörden und Institutionen ist erkennbar. Im Eigennutzen ist der Maßstab ein auf Verbraucherinteressen fokussiertes politisches Denken und Handeln. Wer daher die Konsequenzen und neu wachsenden Spielregeln im globalen Produkt- und Chemikaliengeschäft nicht rechtzeitig erkennt oder orientierungslos handelt, wird eingeholt. Die Zeiten des „Rosinenpickens" oder eines „kalkulierten Aussitzens" sind endgültig vorbei. Denn die Risiken einer unzureichenden Zulassungsvorbereitung und -umsetzung zeichnen sich ab. Die Folgen reichen von erheblichen Verzögerungen im Markteintritt bis hin zu vermeidbaren Geschäfts- und Rentabilitätsverlusten.

Pflicht und Kür
Zunächst sind die fachlichen Pflichtfelder für die gewünschte Zulassung abzuklären. Ergänzend dazu ist es sinnvoll, eine Korrelation der eigenen Produktspezifikation mit den Anforderungen je nach Auswahlland aufzubereiten. Aufgabenschwerpunkte sind insbesondere:
- Regelung des Zulassungsvorgehens,
- Klärung der Zulassungsvoraussetzungen, relevanten Inhaltsstoffe und deren Eigenschaften nach Produktsparte (z. B. Farben/Lacke, Textilien, Schmieröle, Adhesives, VOCs, Kosmetika, Human Contact, Feinchemikalien, Aerolsole, Monomere, Biozide, Detergentien),
- Kenntnis der Verhältnisse der Vor-Ort-Gesetzgebung zur europäischen und deutschen Gesetzesbasis (hier u. a. REACh, ChemG, GefStoffV, Chem-VerbotsV),
- Verständnis und Beherrschung des „Dschungels" des globalen Zulassungswissens und der Chemikalienverzeichnisse wie REACh/CLP/GHS, TSCA, DSL/CEPA, IECSC, ENCS/NITE, KECL, AICS etc.,
- Kenntnis und Verifizierung der notwendigen stofflichen Daten inkl. Risikobewertungen und Bereithaltung der Testergebnisse,
- Durchführung der Anpassung der Sicherheitsdatenblätter mit Blick auf Akzeptanz,
- Klärung der Anforderungen zur Kennzeichnung, Klassifizierung und Verpackung,
- Ermittlung und Erfüllung der Transportbedingungen für Straße, See, Flug und Container,
gewissenhafte Steuerung der relevanten Zulassungsmechanismen und der kulturell bedingten Besonderheiten vor Ort,
- nachhaltiger Ausbau der Netzwerke zu Behörden, Verbänden und Unternehmen vor Ort.

Werden jetzt unternehmensseitig die resultierenden Abhängigkeiten und Einflussgrößen als „Kür" analysiert, ist der Schritt zur nachhaltigen Steuerung vollzogen.

Dazu sind u. a.
- die jeweiligen Rahmenbedingungen als Veränderungsprozess zu akzeptieren und zu integrieren,
- die Produktstrategie im Unternehmen zu überdenken,
- die Effizienz der eigenen Geschäftsfelder neu zu bewerten,
- die produktspezifischen Qualitätsansprüche abzugleichen,
- die Portfolio-, Sourcing- und Supply Chain-Größen anzupassen,
- die gewünschten (Rohstoff-)Verfügbarkeiten effizient zu organisieren und die Gefahr von Ausfallrisiken vorsorgend zu steuern,
- die Synergien zu anderen Maßstäben (u. a. Umwelt- und Arbeitsschutz) zur weiteren Legal Compliance zu nutzen,
- den gewollten Paradigmenwechsel (s. REACh) zur alleinigen Unternehmerpflicht und resultierende, auch organisatorische Haftungen zu erfüllen.

Fazit
Welches Unternehmen will nicht „Best in Class" in seinen Geschäfts- und Produktfeldern sein? Wer hier deutliche Schritte geht, nutzt die Schlüssel zur Meisterung der rasant wachsenden internationalen Zulassungsvorgaben, Sicherheits- und Informationsansprüche. Vorsorgende Unternehmen haben diesen stoffbezogenen Qualitäts- und Veränderungsprozess längst erkannt. Sie setzen die notwendigen Maßnahmen offensiv und konsequent um. Ein Maßstab, der beachtet werden sollte.

 

Kontakt

Exbros Experts in Business REACh Organization & Strategy

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