Märkte & Unternehmen

CHEMonitor 2/2015 – Digitalisierung in der Chemieindustrie

Deutsche Chemiemanager sehen Digitalisierung als Chance / hoher Investitionsbedarf in den kommenden Jahren

11.11.2015 -

Trotz eines schwierigen Marktumfelds im dritten Quartal blickt die deutsche Chemieindustrie positiv in die Zukunft: Über drei Viertel der Chemiemanager erwarten eine Steigerung bei Umsatz und Ergebnis im kommenden Jahr. Chancenorientiert ist auch der Blick der Branche auf die Digitalisierung. Rund 80 % der Entscheider erwarten, dass sich der digitale Wandel überwiegend positiv auf die Chemieindustrie auswirken wird. Dies ergab die aktuelle CHEMonitor-Befragung vom Oktober 2015.

„Das Vertrauen der Chemiebranche in den Standort Deutschland ist stärker denn je. Um die globale Konkurrenzfähigkeit deutscher Standorte zu erhöhen, ist es an der Zeit, die hervorragenden Standortbedingungen in echte Wettbewerbsvorteile umzuwandeln. Die Digitalisierung bietet das Potenzial dafür. Nun ist die konsequente Umsetzung gefragt“, fasst Dr. Josef Packowski, Managing Partner bei Camelot Management Consultants, die Ergebnisse der 25. CHEMonitor-Befragung zusammen. Für das Trendbarometer von CHEManager und der Strategie- und Organisationsberatung Camelot Management Consultants werden regelmäßig über 200 Top-Entscheider der deutschen Chemieindustrie befragt. Insgesamt erwarten 84 % der Umfrageteilnehmer eine Umsatzsteigerung in den kommenden zwölf Monaten für das eigene Unternehmen, das sind 13 Prozentpunkte mehr als im Oktober vergangenen Jahres (Grafik 1). 74 % gehen von einem steigenden Ergebnis aus, auch hier zeigt sich mit plus 10 Prozentpunkten ein deutlich positiver Trend. Dieser spiegelt sich auch in der Beschäftigungsprognose wider: 37 % (+9 Prozentpunkte) der Befragten gehen von steigenden Beschäftigungszahlen für das kommende Jahr aus. Der Anteil der Chemiemanager, die mit einem Personalabbau rechnen, fiel dagegen im Vergleich zum Oktober 2014 um 3 Prozentpunkte auf 17 %.

Gutes Zeugnis für den Standort Deutschland

Im Oktober 2015 bewerteten 88 % der befragten Top-Manager den Standort Deutschland mit „gut“ oder „sehr gut“ (Grafik 2), damit wurde ein neues Rekordniveau seit Beginn der Zeitreihe im Mai 2013 erreicht. Im Vergleich zum Oktober des Vorjahres stieg insbesondere der Anteil der Bewertungen mit „sehr gut“ von 3 % auf 9 %. Eine detaillierte Analyse der einzelnen Standortfaktoren zeigte eine positive Entwicklung bei allen genannten Faktoren.

Neben den aufgeführten erfolgskritischen Faktoren, wie Qualität der Forschung, Infrastruktur und Logistik sowie Arbeits- oder Energiekosten hat sich die Digitalisierung zu einem weiteren Standortfaktor für die Chemieindustrie in Deutschland entwickelt. Bei der aktuellen CHEMonitor-Befragung wurden die Teilnehmer daher erstmals zu ihrer Einschätzung bzgl. der Digitalisierung befragt.

Digitalisierung wird zum Standortfaktor

Weltweit werden immer mehr Daten miteinander verknüpft und dabei neue Dienstleistungen und Produkte geschaffen. Mobile Internetnutzung, Social Media und Cloud Computing verändern bestehende Geschäftsprozesse und -modelle. Auch die Chemieindustrie ist von diesen Entwicklungen massiv betroffen: Industrie 4.0, die vernetzte Produktion, hat das Potenzial, Wertschöpfungsketten grundlegend neu zu gestalten. Wie begegnen die Unternehmen diesem Trend?

„Obwohl die Mehrheit der deutschen Chemieunternehmen die Digitalisierung als vorteilhaft einschätzt, beschäftigen sich weniger als die Hälfte der Unternehmen aktiv mit der Erarbeitung von Konzepten oder der Implementierung von technischen Lösungen“, kommentiert Dr. Sven Mandewirth, Partner bei Camelot die Befragungsergebnisse.

Nur 29 % der Befragten stammen aus Unternehmen, in denen digitale Technologien bereits genutzt werden, davon sehen sich 6 %  als Innovatoren auf diesem Gebiet. Etwa ein Fünftel der Unternehmen entwickeln bereits Konzepte für die Anwendung, während die Mehrheit (44 %) die Entwicklung bislang nur beobachtet. Nur ein geringer Anteil von 6 % misst der Digitalisierung keine Bedeutung zu (vgl. Grafik 3).

Einfluss der Digitalisierung vergleichbar zur Globalisierung

Die Befragungsergebnisse werden gestützt durch die Beobachtungen von Dr. Matthias Blum, seit April 2015 verantwortlich für das Thema Digitalisierung beim Verband der Chemischen Industrie: „Für viele Chemieunternehmen ist das Thema Industrie 4.0 noch Neuland. Sie befinden sich in einer frühen Phase der Bearbeitung, sind sich aber bewusst, dass die fortschreitende Digitalisierung durchaus ähnlich gravierende Auswirkungen auf die Branche haben kann wie die Globalisierung.“

Ein Drittel der Befragten erwartet in den kommenden fünf Jahren einen verschärften Wettbewerb für das eigene Unternehmen aufgrund des digitalen Wandels. Zudem geht knapp die Hälfte von einem erhöhten Investitionsbedarf aufgrund der Digitalisierung in diesem Zeitraum aus. Ein Teil dieser Investitionen sollte sich jedoch durch Kostensenkungen und Umsatzsteigerungen bereits im gleichen Zeitraum amortisieren, sagen 25 % bzw. 22 % der Befragten (vgl. Grafik 4).

Befragt nach den Unternehmensfunktionen, für die der größte Handlungsbedarf in Bezug auf die Digitalisierung besteht, antworteten 78 % der Chemiemanager, digitale Technologien sind „erfolgskritisch“ bzw. „wesentlich“ für das Supply Chain Management, es folgen Logistik (74 %), Vertrieb (62 %) und Produktion (60 %).

Insgesamt messen die Chemiemanager der Digitalisierung eine hohe Bedeutung bei der Effizienz- und Produktivitätssteigerung in der Lieferkette zu. So lassen sich z.B. durch RFID-Technologie logistische Prozesse optimieren oder durch Analyse von Maschinendaten Instandhaltungsintervalle verlängern und so die Verfügbarkeit von Maschinen erhöhen. Doch gerade was die Nutzung von Maschinendaten betrifft, besteht eine große Verunsicherung in der Industrie. Während Personendaten durch einschlägige Gesetzgebungen geschützt sind, sind Nutzungsrechte und Datenschutz von Maschinendaten nicht reglementiert.

„Als Branchenverband ist es unsere Aufgabe, das Thema Industrie 4.0 gesellschaftspolitisch zu begleiten. Wir vertreten die Interessen der Chemie als Anwenderindustrie bei der Setzung der politischen Rahmenbedingungen – zum Beispiel bei der Frage der Eigentumsrechte an Maschinendaten“, sagt Blum. Zu diesem Zweck hat der VCI eine Task Force mit Vertretern aus großen und mittelständischen Unternehmen ins Leben gerufen.

Vorteile der Digitalisierung überwiegen

Wichtig bei der Entwicklung von Strategien für die Digitalisierung in Deutschland sei eine chancenorientierte Diskussion, so Blum weiter, nur so lasse sich das Thema in der notwendigen Geschwindigkeit voranbringen. Seitens der Chemiebranche sind die Voraussetzungen dafür gut: Rund 80 % der befragten Manager sind der Meinung, dass die Vorteile der Digitalisierung für die Chemiebranche überwiegen. Nur ein geringer Anteil von 5 % befürchtet eine Dominanz negativer Auswirkungen. Dieses positive Bild schwächt sich nur leicht ab, wenn die Manager ihre persönliche Situation bewerten (vgl. Grafik 6). Demnach folgen die Entscheider der Chemiebranche dem Slogan „Deutschland kann das“, mit dem die Bundesregierung ihre digitale Agenda 2014-2017 bewirbt.

Umfragestart zum CHEMonitor 2016 im November

Allen Teilnehmern der CHEMonitor-Umfrage stellt Camelot Management Consultants ergänzende Grafiken und eine detaillierte Auswertung der Ergebnisse zur Verfügung. Die nächste Befragung zum Thema Beschaffung von Rohstoffen startet noch im November 2015. Die Ergebnisse präsentieren wir Ihnen im Februar 2016.

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Ettore-Bugatti-Str. 6-14
51149 Köln
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