Anlagenbau & Prozesstechnik

Die Zukunft des integrierten Engineerings

Smart Engineering Services erfüllen den Bedarf nach Transparenz, nachhaltiger Planung und lückenloser Nachvollziehbarkeit

17.04.2024 - Gerald Dollberger, Director de Business Line Automation bei Zeta und Geschäftsführer bei Sigma, spricht im CHEManager-Interview über aktuelle Trends im Pharma-Engineering.

Die Zeta Gruppe als international agierender Generalplaner und Anlagenbauer für die Pharma- und Biotechindustrie hat die Sigma Process & Automation vollständig übernommen, um ihren Bereich der Pharma-Automation weiter zu stärken. Hierüber und über generelle Trends im Pharma-Engineer­ing sprach CHEManager-Redakteur Volker Oestreich mit Gerald Dollberger, Director der Business Line Automation bei Zeta und Geschäftsführer bei Sigma.

CHEManager: Herr Dollberger, was bedeutet die Übernahme von Sigma Process & Automation durch Zeta für die Unternehmen in der Pharma- und Biotechindustrie?

Gerald Dollberger: Durch die gebündelte Expertise von Zeta und Sigma steht unseren Kunden ein starkes Netzwerk von über 300 Fachkräften in den Bereichen Prozessautomatisierung und Digitalisierung zur Verfügung mit elf Standorten allein im DACH-Raum. Die Integration unserer Kräfte stellt sicher, dass unsere Kunden im Bereich der anwenderspezifischen Automationslösungen – von der Einzelplatzsteuerung bis hin zu umfangreichen Prozessleitsystemen – den höchstmöglichen Nutzen von der Expertise und der Erfahrung unserer beiden Unternehmen ziehen. Das ist gerade in Zeiten der notwendigen Veränderung hin zum integrierten Engineering von großer Bedeutung.

 

„Um effizient zu arbeiten, müssen wir unnötige Schnittstellen reduzieren und kollaborative Arbeitsumgebungen schaffen.“

 

Was sind denn die Treiber für diese Veränderungen?

G. Dollberger: Dazu gehören steigende Arbeitskosten genauso wie die durch die demografische Situation bedingte geringere Verfügbarkeit von Fachkräften und damit der wachsende Bedarf an globaler Zusammenarbeit. Die wachsende globale Wettbewerbssituation erfordert eine kürzere Time-to-Market und schnelle Anpassung an Veränderungen. Hinzu kommt eine zunehmende Komplexität der Anlagen durch Anforderungen wie Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft.

Welche Verbesserungsstrategien schlagen Sie vor und welche Maßnahmen sind zu ergreifen?

G. Dollberger: Um effektiv und effizient zu arbeiten, müssen wir nicht nur die Kosten senken, Risiken minimieren und Fehler vermeiden, sondern auch unnötige Schnittstellen reduzieren und kollaborative Arbeitsumgebungen schaffen. Das heißt, wir müssen digitalisieren und neue Technologien implementieren. Wir brauchen also ein funktionsübergreifendes integriertes Engineering mit digitalen Arbeitsabläufen – vom Konzept über die Inbetriebnahme bis zum Betrieb. Dazu gehören auch digitale Schulungen, smarte Tools, Co-Piloten für das Engineering beim Prozess- und beim 3D-Design sowie die Simulation und Bewertung von Konzepten.

 

Wo liegt der Nutzen solcher digitalen Engineering-Lösungen und was braucht man dazu?

G. Dollberger: In der Pharmaindus­trie sind auf dem Weg von der Entwicklung bis zur industriellen Produktion von Wirkstoffen zahlreiche Planungsschritte nötig. Der Bedarf nach Transparenz, nachhaltiger Planung und deren lückenloser Nachvollziehbarkeit ist hoch und erfordert die Verarbeitung tausender unterschiedlicher Daten. Dies hat uns dazu veranlasst, neue Digitalisierungsstrategien zu entwickeln, um durch die sinnvolle Nutzung digitaler Prozessdaten Komplexität zu reduzieren. Basierend auf einer digitalen und integrierten Engineer­ing-Toolchain bieten unsere SES, die Smart Engineering Services, alle Möglichkeiten, um alle Projektpartner in ein gemeinsames Software-Framework zu integrieren – unabhängig davon, wo sie sich auf der Welt befinden. Damit schaffen wir konsolidierte Daten aller Beteiligten, erhalten die völlige Transparenz des Projektstatus, reduzieren die Schnittstellen für das Change-­Management und ermöglichen ein exzellentes Projektmanagement, auch durch die automatisierte Erstellung von Projektberichten.

 

„Cybersecurity ist ein Muss beim gesamten Engineering-Prozess.“

 

Werfen Sie für uns noch einen Blick in die Zukunft und können Sie dabei auch die drei Buzz-Words Digitalisierung, digitaler Zwilling und künstliche Intelligenz unterbringen?

G. Dollberger: Da will ich Sie nicht enttäuschen! Die Digitalisierung ist eine wesentliche Komponente der Zusammenarbeit, vom Engineering über die Ausführung bis hin zum Betrieb. Die Erstellung eines digitalen Zwillings während des Engineerings legt die Basis fest, die Ausführung und der Betrieb nutzen und verfeinern den digitalen Zwilling. Im Laufe der Lebensdauer der Anlage werden weitere Ergänzungen zum digitalen Zwilling hinzugefügt. Es ist also von entscheidender Bedeutung, den digitalen Zwilling über die gesamte Lebensdauer der Anlage immer auf dem neusten Stand zu halten.

Es braucht digitale Kollaborationsräume für alle Partner – dazu gehören Sicherheit, Zugänglichkeit, Benutzerfreundlichkeit. Cybersecurity ist ein Muss beim gesamten Engineering-Prozess.

Und ja, KI-gestütztes Engineering steht vor der Tür und erschließt weiteres Potenzial für die Vereinfachung und Beschleunigung im Engineer­ing-Prozess. Neue Standards wie die Verwaltungsschale oder Asset Administration Shell AAS für den Datenaustausch, den Datenzugriff und die Datenverwaltung für alle Partner sind wesentliche Bausteine.

 

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